Jugendverbandsarbeit
Glaubensgemeinschaftliche Angebote für Kinder und Jugendliche
Offene Jugendarbeit
Jugendinformation
Dazu zählten zum Beispiel der tschechische Pfadfinderbund Junák, die Young Men’s Christian Association (YMCA) und die Liga der Waldweisheit (Liga lesní moudrosti).
Nach der Samtenen Revolution und der Gründung der Tschechischen Republik führte der Demokratisierungsprozess zunächst zu einer starken Pluralisierung der Jugendverbandsszene. Dies führte zu einem verstärkten Wettbewerb unter den Jugendorganisationen. Erst nach und nach mündete dieser in eine Zusammenarbeit, vor allem wenn es um Jugendpolitik und Verhandlungen mit der Regierung ging.
Trotzdem konnte man in Tschechien lange Zeit nicht von einer wirksamen Jugendvertretung sprechen, da die Beteiligung an politischen Prozessen auf eine kleine Anzahl großer Jugendorganisationen und Jugendplattformen begrenzt war. Gleichzeitig gab es eine Vielzahl von konkurrierenden Dachverbänden, was vor allem die Vertretung auf europäischer Ebene erschwerte. Dies hat sich in den letzten Jahren zum Positiven verändert und mündete im Frühjahr 2010 in die Aufnahme des Tschechischen Kinder- und Jugendrats in das Europäische Jugendforum (siehe auch Kapitel Nationale und regionale Kinder- und Jugendräte). Bis heute ist die außerschulische Jugendarbeit in Tschechien aber weniger organisiert und strukturiert als in Deutschland. Schätzungen gehen davon aus, dass in Tschechien weniger als 10 % der Kinder und Jugendlichen Mitglied eines Jugendverbandes sind.
Bei den Jugendverbänden in Tschechien ist es üblich, für ihre Mitglieder Sommerlager zu organisieren. Fast jedes tschechisches Kind verbringt einen Teil der Sommerferien (zwei bis drei Wochen) in einem Ferienlager. Geschlafen wird in Zelten oder Hütten, tagsüber gibt es ein Freizeitprogramm. Besonders beliebt sind Wanderlager, bei denen eine Gruppe für eine längere Zeit (meistens eine Woche) mit Rucksäcken unterwegs ist - zu Fuß, mit dem Boot oder dem Fahrrad.
Quelle: Ditta Dolejšiová: European Youth policies and their effects on the Czech and Slovak republics, in: Europarat (Hrsg.): Revisiting youth political participation. Challenges for research an democratic practice in Europe, Straßburg 2005, S. 111-120.
Zu den größten Jugendverbänden in der Tschechischen Republik zählen folgende Organisationen:
Die verbleibenden 5 % werden von der Altkatholischen Kirche, unterschiedlichen evangelischen Kirchen, wie der Neuhussitischen Kirche oder der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, sowie der Baptistischen Union der Tschechischen Republik eingenommen.
In Tschechien sind Kirche und Staat strikt getrennt, die Religionsgemeinschaften erfahren nur selten Unterstützung seitens des Staates. In der Zeit des Kommunismus wurden die christlichen Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften diskriminiert und Gläubige konnten ihren Glauben nur eingeschränkt ausüben. Nach der Wende 1990 entstanden neue Organisationen und Verbände und der Kontakt der Gläubigen untereinander wurde intensiver. Der von den Bischöfen erhoffte große Aufschwung der Glaubensgemeinschaften blieb allerdings aus. Der Großteil der tschechischen Gesellschaft bekennt sich weiterhin zum Atheismus, in manchen Landesteilen gehören über 80 % der Bewohner/-innen keiner Glaubensgemeinschaft an. Religionsunterricht wird in der Regel nur an kirchlichen Schulen gelehrt. Die Beziehungen zwischen Staat und Kirche sind nicht immer ungetrübt.
Die Jugendarbeit der katholischen Kirche ist Teil der Arbeit der tschechischen Bischofskonferenz. Diese gilt de facto als unabhängig, ist aber in der Praxis personell wie inhaltlich sehr eng mit der charismatischen Fokolar-Bewegung verbunden, die auch einen Großteil der kirchlichen Begegnungszentren unterhält. Die Mitarbeit dort erfolgt nicht auf verbandlicher, sondern persönlicher Grundlage. Pfarreiübergreifende Jugendarbeit findet aufgrund der wenigen Katholiken überwiegend auf Diözesanebene statt. Die Struktur der Jugendverbandsarbeit reicht anders als in Deutschland nicht bis in die Pfarrgemeinden hinein. Die Aktivitäten vor Ort werden häufig spontan organisiert. Die Qualität der Jugendarbeit ist nicht selten vom Engagement des Pfarrers bzw. der Pastoralassistent(inn)en abhängig.
Um nach der Wende möglichst schnell ein effektives Netz von engagierten Gruppen in den Diözesen aufzubauen, wurde 1990 die Jugendsektion der Tschechischen Bischofskonferenz (Sekce pro mládež ?eské biskupské konference) gegründet. Sie koordiniert die Diözesanen Jugendzentren (Diecézní centrum mládeže - DCM) und die (kleineren) Diözesanzentren des Lebens der Jugend (Diecézní centrum života mládeže - DCŽM). Die Diözesanen Jugendzentren haben vom Bischof den Auftrag, die Jugendseelsorge in der Diözese auf möglichst breiter Ebene umzusetzen. Dazu gehört die Ausbildung von Jugendgruppenleiter(inne)n genauso wie die Fortbildung der Geistlichen für Aufgaben der Jugendseelsorge. Häufig werden auch Exerzitien, Kinderferienlager und Ähnliches organisiert.
Die jungen Gläubigen selbst treffen sich auf Diözesan- oder nationaler Ebene in so genannten Jugendforen, um ihre Ansichten zu zentralen Kirchenfragen zu formulieren und sie mit den Bischöfen zu diskutieren. Die im Jahr 2001 entstandene Internetseite signály.cz dient hierfür als zentrales Kommunikationsmittel.
Einmal jährlich lädt die Jugendsektion alle in der christlichen Jugendarbeit Aktiven zu einer Konferenz ein. Zudem ist sie im Jugendrat des nationalen Ökumenischen Kirchenrates vertreten und beteiligt sich an ökumenischen Jugendprojekten und -aktivitäten (Konzerte von Jugendbands, Exerzitien, karitatives Engagement etc.). Darüber hinaus arbeitet die Jugendsektion eng mit der Jugendabteilung des Päpstlichen Rates für Laien zusammen, entsendet Vertreter/-innen zu internationalen Konferenzen und beteiligt sich an der Vorbereitung der Weltjugendtage.
Neben der katholischen Kirche spielen folgende Glaubensgemeinschaften in der Jugendarbeit Tschechiens eine bedeutendere Rolle:
Informationen über Aktivitäten und Angebote der muslimischen Jugend in der Tschechischen Republik können über das Forum of European Muslim Youth and Student Organisations (FEMYSO), das Forum der europäischen muslimischen Jugend- und Studierendenorganisationen, recherchiert werden.
Weitere Kirchen in der Tschechien Republik:
Quelle: Alois K?iš?an: Eine junge Kirche bricht auf, in: Miteinander - Spole?n?. Arbeitshilfe für deutsch-tschechische Jugendbegegnungen. P?íru?ka k ?esko-n?meckým vým?nám mládeže, Düsseldorf 2000.
Es handelt sich um selbstverwaltete Einrichtungen, die über qualifiziertes Fachpersonal und oft auch über einen großen Kreis von ehrenamtlichen Mitarbeitenden verfügen. Die Zentren bilden ein in sich geschlossenes Netz, welches von einem eigenen Ressort des Ministeriums für Schulwesen, Jugend und Sport verwaltet wird. Träger der meisten Freizeitzentren ist das Ressort für Schulwesen, in anderen Fällen die jeweilige Gemeinde oder Kirchengemeinde. Die Zentren stehen allen Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 7 und 18 Jahren offen. Sie bieten verschiedenste Aktivitäten an. Dazu zählen unter anderem
Analog zu diesen Freizeitzentren gibt es Schulklubs (Školní kluby), die den jeweiligen Schulen angegliedert sind. Außerhalb der Unterrichtszeiten bieten sie in den Schulräumen unter fachkundiger Leitung durch Lehrkräfte Kurse und Arbeitsgruppen für Schüler/-innen an. Ein ähnliches Freizeitangebot bieten die Schulhorte (Školní družiny) für Schüler/-innen in Grundschulen. Bei beiden Einrichtungen zahlen die Schüler/-innen symbolische Beiträge für die Teilnahme.
Das NICM war das erste Jugendinformationszentrum (Informa?ní centrum pro mládež) in der Tschechischen Republik. Es wurde 1992 gegründet. Grundidee war es, alle Informationen, Informationsprodukte, Beratungsdienste und allgemeinen Dienste für Kinder und Jugendliche an einem Ort zu konzentrieren.
Aufgaben
Wichtigste Aufgabe des NICM ist die Verbreitung relevanter Informationen für Kinder und Jugendliche. Eine sekundäre Zielgruppe bilden Schulen, Schuleinrichtungen, Eltern, Lehrer/-innen, ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen sowie Organisationen und Institutionen, die Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche organisieren. Darüber hinaus berät und unterstützt es regionale und lokale Jugendinformationszentren in methodischen und fachlichen Fragen.
Fast jede Region in Tschechien verfügt über mindestens ein Jugendinformationszentrum. Eine vollständige Liste der ICM in der Tschechischen Republik findet sich auf der Webseite des NICM NIDM. Die Jugendinformationszentren stellen einheitlich Informationen zu folgenden Themenfeldern zur Verfügung:
Die Tschechische Republik ist Mitglied des europäischen Informationsnetzwerkes Eurodesk, das Jugendliche in allen EU-Mitgliedsstaaten zu Auslandsaufenthalten berät. In der Tschechischen Republik ist Eurodesk Tschechien beim Zentrum für internationale Zusammenarbeit (D?m zahrani?ní spolupráce, DZS) angesiedelt und verfügt über 30 lokale Kooperationspartner.
Tschechien ist auch Mitglied bei der European Youth Information and Counselling Agency (ERYICA), dem Zusammenschluss der Jugendinformationsangebote auf europäischer Ebene. Die Vertretung bei ERYICA übernimmt das Nationale Bildungsinstitut NUV.